MoTrip wurde am 7. März 1988 in der libanesischen Hauptstadt Beirut mit dem bürgerlichen Namen Mohamed El Moussaoui geboren. Etwas mehr als 30 Jahre später ist er einer der wichtigsten, meist geachteten und erfolgreichsten deutschen Rapper. Von ungefähr kommt das nicht. >>
„Die Affinität zu Worten habe ich definitiv von meinem Vater in die Wiege gelegt bekommen“, sagt MoTrip. „Erst Jahre, nachdem ich Rapper geworden bin, habe ich realisiert, was für krasse Gedichte er bis heute schreibt. Hocharabische Verse in blumiger Sprache über Heimat und Familie. Ich habe erst spät zu schätzen gelernt, dass er mir diese Gedichte zeigt - mittlerweile auch mit Augenzwinkern und einem ganz anderen Stolz.“
Das war nicht immer so: „Meinem Vater war es immer wichtig, dass wir in Deutschland Fuß fassen, uns bilden und die Möglichkeiten nutzen, die er nicht gehabt hat“, erzählt MoTrip. Es ist die Mutter, die ihm und seinen Brüdern den Freiraum für ihre persönliche Entfaltung gibt und vor der sie rappen dürfen. „Mein letztes Album heißt genau aus diesem Grund auch ‚Mama‘. Das mindert in keinster Weise die Liebe zu meinem Vater, aber mir war es ein wichtiges Anliegen, ihr zu zeigen, dass sie es war, die mir den Mut gegeben hat, ich selbst zu sein.“
Der Wunsch des Vaters, dass aus MoTrip und seinen Brüdern etwas werden soll, hat seine Gründe: 1989 flieht die Familie vor dem Bürgerkrieg aus dem Libanon. Mit dem Flugzeug geht es erst nach Belgien, dann wird MoTrip, gerade anderthalb Jahre alt, von seinem Onkel über die Grenze nach Aachen getragen. „Mein Vater hat nicht nur sein Land, sondern den gesamten Kontinent, seine Kultur und seine Heimat verlassen, um seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Für diesen mutigen und selbstlosen Schritt bin ich ihm auf ewig dankbar.“
Dafür, dass aus dem Rappen schließlich mehr als nur ein Traum wird, ist sein älterer Bruder Hassan verantwortlich. „Er hat Alben mit nach Hause gebracht, die wir gemeinsam gehört haben und dann auch selber Texte geschrieben. Ich saß währenddessen hinter ihm und habe mir die Zeilen sofort gemerkt. Irgendwann meinte er, dass ich doch mal selber schreiben solle.“ Aus Texten werden Songs und schließlich eine Demo-CD, die den Weg bis zu MoTrips damaligem Idol Kool Savas findet.
Schon wenig später unterschreibt MoTrip einen Vertrag beim Plattenlabel Universal Music. 2012 veröffentlicht er dort sein Debüt „Embryo“ und 2015 den Nachfolger „Mama“, der auf Platz 3 der deutschen Albumcharts einsteigt und mittlerweile Goldstatus erlangt hat. Mit Songs, die keinen Klischees entsprechen, sondern von Emotionen und MoTrips Sicht auf die Dinge handeln - manchmal ganz privat und persönlich, dann wieder politisch und auf das große Ganze bezogen.
„Meine Musik handelt oft von einer besseren Welt, was auf manche naiv wirken mag“, sagt MoTrip. „Es ist doch so: Ein Mensch alleine kann keine acht Milliarden Schritte gehen. Aber wenn jeder Bewohner dieses Planeten jeweils einen Schritt geht, sind es am Ende auch acht Milliarden.“ In einer immer öfter gespaltenen Gesellschaft ist die Musik von MoTrip ein Plädoyer für den Zusammenhalt und das Miteinander fernab von Nationalität und Religion.
Auch, weil MoTrip nicht versucht, für alle zu sprechen. Er erzählt seine eigenen Geschichten und trifft die Menschen dadurch viel tiefer im Herzen, als wenn er allgemeingültig und objektiv formulieren würde. „Zu begreifen, dass man sich trauen muss, Emotionen zuzulassen und die Menschen damit abzuholen, hat eine Zeit gedauert“, sagt MoTrip. Aber der Erfolg gibt MoTrip recht. Sein bisher größter Erfolg ist die Single „So wie du bist“ mit Lary. Ein Song, der davon handelt, man selbst zu sein und es genauso auch bei jedem anderen zuzulassen. Der Song erreicht 2015 Platz 3 der deutschen Singlecharts und steht mit knapp 800.000 verkauften Einheiten mittlerweile kurz vor Doppel-Platin.
Erfolge, von denen MoTrip sich nicht beeindrucken lässt. „Ich bin sehr dankbar dafür. Es ist ein Geschenk, dass sich so viele Menschen mit meiner Musik auseinandersetzen, aber ein Lob lässt mich nicht die Nase heben. Genauso wenig, wie mich Kritik zu Boden reißt“, sagt MoTrip. „Je größer der Erfolg, desto stressiger wird auch alles. Umso wichtiger sind die Basis und der Boden, auf dem man steht. Was das angeht, weiß ich, dass ich mich immer voll und ganz auf meine Familie, meine Frau und meine beiden Kinder verlassen kann.“
Für das Jahr 2020 hat MoTrip gleich zwei neue Alben angekündigt. Im November und Dezember geht es außerdem auf große Tour durch Deutschland und Österreich.
Quelle: UMD/ Urban